Eine Band braucht auch etwas Licht für Konzerte. Was aber tun, wenn das Geld nicht für einen Profi reicht, der bei jedem Konzert und bei den Proben an einem Lichtmischer sitzt.
Die einfache Lösung ist, dass man ein paar Multieffekte mit Soundsteuerung hinstellt und die einfach ihr Ding machen lässt. Dann bekommt man halt Licht. Irgendwie.
Ich mach' das mit OpenSource und meinem Fuß
Hardware
- Alle möglichen LED-Lichter, Effekte und Lightbars, alle DMX-fähig
- Raspberry Pi 4
- der billigste HDMI Touchscreen, den ich finden konnte
- OpenDMX USB
- FCB1010 Footswitch
- USB-to-MIDI Adapter
- USB-Hub mit eigener Stromversorgung
- jede Menge Kabel
Zentrale Komponente ist natürlich der Pi, den kenne ich, der ist zuverlässig. Beim Booten macht der aber gerne Zicken, wenn Verbraucher am USB hängen. Hier kann auch gerne ein beliebiger lüfterloser Mini-PC verwendet werden. Viel Wumms wird für die Steuerung nicht benötigt.
Der Footswitch ist günstig, hat einen Haufen frei progammierbare Knöpfe und zwei Expression-Pedale. Wenn man beim Beleuchten nicht ausgerechnet noch ein Instrument bedienen muss, kann man auch irgendeinen handbedienbaren MIDI-Controller nehmen oder alles nur über den Touchscreen steuern.
Software
- Linux (natürlich), hier die 32-bit Pi Version von Debian
- onBoard Screen Keyboard
- Q Light Controller+ (QLC+)
Die Steuerung des Lichts macht man mit QLC+, das gibt es auch in einer Windows- und einer Mac-Version, man muss nicht Linux nehmen. Linux nehme ich halt, weil ich das kann. Windows und Mac kann ich nicht davon abhalten, ausgerechnet bei einem Auftritt einen Update zu starten, was dann vielleicht zu flackernden Lichtern führt. Das liegt vor allem daran, dass ich von Mac und Windows keine Ahnung habe.
OnBoard verwende ich statt einer Hardware-Tastatur – ich habe ja einen Touchscreen.
Setup
Die vorhandenen DMX-Lichter, sogenannte Fixtures, werden mit DMX-Kabeln hintereinandergehängt. Jede Fixture hat eine Buchse DMX IN und eine DMX OUT. Die erste Fixture wird mit dem Ausgang des OpenDMX verbunden (hier wird ein Adapterkabel von DMX 5-Polig auf DMX 3-Polig benötigt). In die letzte Fixture kommt ein Endwiderstand in DMX OUT.
Für jede Fixture muss ein Basiskanal festgelegt werden - wieviele Kanäle die Fixture belegt, steht in der Anleitung. Man muss nicht sparsam sein, ein DMX-Universum umfasst 512 Kanäle, mit dem OpenUSB kann man ein komplettes Universum verwalten, QLC+ kann 4 Universen steuern.
Nun erfasst man alle Fixtures und deren verwendete Kanäle in dem Tab Geräte - die meisten günstigen Fixtures sind QLC+ bereits bekannt, wenn nicht, kann man relativ leicht mit dem QLC+ Fixture Editor eine neue Definition erzeugen. Hier hilft auch gerne das recht aktive Forum.
Danach hat man bereits unter dem Tab einfache Arbeitsfläche einen Fader für jeden einzelnen Kanal.
Unter Funktionen kann man sich jetzt eine beliebige Menge Szenen, Effekte und Funktionen zusammenbasteln, die man dann auf die Virtuelle Arbeitsfläche als Buttons und Slider legen kann.
Unter Eingänge/Ausgänge verbindet man noch QLC+ mit dem OpenDMX und dem MIDI-Footswitch, dann kann man die Buttons und Slider mit Buttons und Expression Pedalen auf dem FCB1010 verbinden.
Sehr praktisch ist auch der Monitor - hier kann man sich entweder die absoluten Werte aller definierten Kanäle anzeigen lassen oder sich in einer 2D Ansicht eine schematische Ansicht der Bühne zeigen lassen – das muss man allerdings auch erst mal einrichten. Dafür kann man damit auch schon zuhause viel vorbereiten, ohne dass man dazu alle Lichter aufbauen muss.
Auftritt
So, wenn alles steht und getestet ist, heisst es üben. Man sollte es nicht zu kompliziert machen, das meiste sollte von alleine laufen. Wechsel zwischen den Stücken macht man auf dem Touchscreen, Effekte im Stück mit dem Footswitch
Update
25.3.2023: Inzwischen ist einteg Zeit vergangen und die Hardware hat einge Einsätze erlebt. Bei einem Transport habe ich den fummeligen Mini-HDMI Stecker am Pi abgeschert. Da mir auch das miese Bootverhalten des Pi mit angeschlossenem USB auf den Sack ging, habe ich den Pi erstmal durch einen Billig-Lapdop ersetzt - ein Celeron Core Duo. Viel besser.
Immer noch störend ist das viele Kabelgewirr: der Touchscreen hat eine eigene Stromversorgung, USB für die Maussteuerung und HDMI.
Deshalb habe ich mein Acer Spin311 Cromebook wieder rausgekramt. Da war zwar die Linux-Unterstützung zu schwach - qlc+ lief da nicht stabil, aber inzwischen hat mrchromebox.tech ein funktionierendes UEFI-BIOS herausgebracht. Damit konnte ich das grottige ChromeOS entfernen ein stabiles Linux installieren. Die etwas niedrigere Auflösung (1366x768) kann man mit kleineren Buttons im Virtual Desktop wett machen - Die Pixeldichte des Spin ist wesentlich niedriger als in dem bisherigen Touchscreen, dafür ist Touch eingebaut.